Christian Frosch
EW - Malereiforschung - 17. April bis 15. Mai 2021
“Ist Christian Frosch ein Maler? Oder ist er nicht vielleicht ein verkappter Wissenschaftler? Ganz so einfach macht es uns Frosch nicht, diese Frage eindeutig zu beantworten, weil seine Kunst ganz neue Wege beschreitet. Definitiv misstraut er allen Klischees der Kunst und speziell der Malerei, wie schon seine frühe Serie „Anatomisch-pathologische Sammlung Malerei“ zeigt. Dem genialisch schaffenden und in wilder Gestik wirkenden Bild des Malerfürsten setzt er gleichsam nüchtern und doch schalkhaft seine Versuchsanordnungen zur Malerei entgegen und begnügt sich in seiner Kunst damit, einfach permanent zu fragen: Was macht die Farbe? Und was kann Farbe alles machen?“ (Tobias Hoffmann)
Im Oktober 2000 habe ich in der zweiten Ausstellung der Galerie zum ersten Mal “Malereiforschung“ von Christian Frosch gezeigt. Nach zahlreichen Einzelausstellungen mit Frosch in den vergangenen zwanzig Jahren freue ich mich zusammen mit Ihnen jetzt auf die Ergebnisse seiner neuesten Untersuchungen: die Werkgruppe EW.
“Aus Aquarellfarbe werden Eiswürfel hergestellt.
Diese werden im gefrorenen Zustand auf ein Blatt Papier fallen gelassen.
Die farbigen Eiswürfel schmelzen, das Farbwasser trocknet auf.“
Die von Frosch formulierte Arbeitsanweisung zur Serie EW klingt einfach. Erwähnt werden weder die zahlreichen Experimente, die Frosch mit Papieren und Farben und verschiedenen handelsüblichen Eiswürfelformen bis hin zu einer Eiswürfelmaschine unternommen hat, noch die Entwicklung spezieller Gestelle für die Trocknung der Papiere. Auch dieses Mal hat es zwei Jahre gedauert von der ersten Idee des Malereiforschers bis zum Kunstwerk.
Beim Betrachten der letzten Werkgruppe “Leonardo“ hatte man den Eindruck, Flug und Aufprall des in Farbe getränkten Schwammes zu sehen. Die neuen Papierarbeiten “EW“ beeindrucken durch ihre leuchtende Farbigkeit. Jeder Eiswürfel hat da, wo er zufällig hingefallen ist, das Papier eingefärbt und verformt und jeder noch so kleine Eissplitter hat eine farbige kristalline Spur auf dem Blatt hinterlassen. Sie bieten den Betrachter*innen ein breites Spektrum möglicher Assoziationen, das vom Luftbild der Mecklenburgischen Seenplatte bis zu Mikroskopischen Schnitten etwa von Edelsteinen reicht. Ich freue mich auf Ihre Assoziationen.
Im Kabinett zeigen wir einen Überblick über zwanzig Jahre Forschen an und mit den Materialen der Malerei. Es gibt viel zu Entdecken.
Installationsfotos: David Ertl.